147/2015 – Von Schwänzen und anderen Ansichten

147 Schwänze – schlaff, erigiert, vollgewichst mit Sperma, halb erschlafft, groß, klein, dünn, dick, gerade, schief, beschnitten, unbeschnitten . Genau so viele habe ich in einem Jahr gesehen. Und nicht nur das. Dazu kommen etliche Arschlöcher –  behaart, glattrasiert, mit Sperma vollgerotzt, weit offen oder eng zusammengezogen  – oder aber auch gierige Mäuler, die andere Schwänze blasen und Hintern, die gerade wieder einen drin haben.

Doch wie kam das dazu, dass ich diese Bilder auf einmal alle, zuerst auf meinem Smartphone und später auf meiner Festplatte des PCs, hatte?

Es war 2014. Vier Jahre Chatleben lagen hinter mir und in diesen Jahren kam in mir das Gefühl hoch, dass irgendwie die Bildchenschickerei über Apps und Co stark zugenommen hat. Und jedes Mal, wenn ich ein Schwanzbild bekam, hatte ich Fragezeichen in meinem Kopf. Warum machen die  Kerle das überhaupt? Warum sind sie so offenherzig? Ob damit nicht alles irgendwie dann doch schon gelaufen ist, weil man ja nun das intimste Teil kennt?

Am Ende des Philosophierens rund um den gemeinen Schwanz des Mannes wollte ich es genau wissen: War das nur ein subjektives Gefühl, dass einfach sehr viele wirklich auch viele Bildchen verschicken? Oder war das einfach schlicht und einfach ein Fakt? Wenn ja, dann sollte dies nachweisbar sein. Also beschloss ich Ende 2014, dass ich das ganze kommende Jahr alle Schwanzbilder einfach mal speichere und am Ende nachzähle. Und um es deutlich zu sagen: Die Bilder wurde ungefragt zugesendet.

Und so waren es dann auch 147 Ansichten – und nicht nur die besagten Schwanzbildchen, sondern alles andere auch noch, was in einer billigen Pornoillustrierten hätte abgedruckt werden können.

Auf die Frage, warum die Kerle das machen, habe ich nur rudimentäre Antworten bekommen. Mit manchen kann man sogar darüber im Chat ins Gespräch kommen. Da gab es einen Chat zu einem wirklich netten Kerl, von dem ich jetzt gar nicht gerechnet hätte, dass er so etwas verschickt. Aber prompt hatte ich sein bestes Stück auf dem Gerät. Der Hintergrund: Mintgrüne Fliesen aus Tante Ernas Zeiten. Wir alle kennen diese Badezimmer, von denen man auch denkt, sie gäbe es nicht mehr. Aber sie gibt es, genauso wie die Schwänze.

Als ich den Mann fragte, warum er das verschickt und dass er das doch gar nicht nötig hat, er sei doch auch so ein ganz toller Kerl, der auch ohne Bildchenschickerei überzeugen kann, bekam ich als Antwort. „Oh sorry, aber ich wollte Dich nur ein wenig anmachen, weil ich Dich so toll und sexy  finde.“

Andere, die von mir wiederum solche Bilder erwartet hatten, aber keine bekamen mit dem Hinweis, dass ich solche Bilder gar nicht besitze, sagten  nassforsch: „Das kannst Du sonst jemandem erzählen, aber jeder Mann hat das doch auf seinem Phone.“

Also offensichtlich muss man davon ausgehen, dass viele wirklich denken, dass sie mit ihren Pimmelbildchen mehr punkten können. Zudem scheint es schon fast zu einer sozialen Norm geworden zu sein. Wäre vielleicht mal eine anonyme Umfrage wert.

Aber liebe Kerle:  Zu unseren Schwänzen und Löchern kommen wir doch eh, wenn es einfach passt , man sich mag und attraktiv findet. Seid doch einfach, wie Ihr seid. Ihr braucht Euch bei mir und bei vielen anderen nicht als super Ficker mit Bildchen zu präsentieren. Das macht die ganze Sache auch irgendwie abgezockt und kalt, obwohl es doch leidenschaftlich und heiß zugehen sollte beim Kennenlernen und beim Sex.

Also sei einfach ein Mann –  liebenswert, intelligent, charmant mit der kleinen Prise Verrücktheit. Dann läuft alles andere sowieso wie geschmiert, sowohl im gemeinsamen Alltag als auch im Bett.

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